Mühlen-Blog
Aktuelles, Informatives & GeschichtenHonig schleudern – ein süßes Stück Arbeit!
Ende Mai haben wir den ersten Honig des Jahres geschleudert: die Frühjahrstracht. Nun ist der erste Mühlen-Bio-Honig im Glas und verkaufsbereit. Es ist immer wieder aufregend schön, Honig zu schleudern. Denn unser Ziel ist, den bestmöglichen Honig ins Glas zu bringen. Wie wir darauf Einfluss haben, wo doch die Bienen den Nektar in unserer schönen Oberallgäuer Natur und von unserem eigenen Bio-Gemüse sammeln? Eine verantwortungsbewusste Imkerei macht es aus. Das heißt zum Beispiel, dass wir für die Mittelwände, also die Wände, auf denen die Bienen den Nektar eintragen, ausschließlich rückstandsfreies Bioland-zertifiziertes Wachs nutzen.
Die Bienen tragen nämlich keinen fertigen Honig ein. Sie sammeln Nektar von Blüten oder Honigtau von Bäumen und verarbeiten diese Rohstoffe zu Honig: Dazu geben sie im Bienenstock Enzyme zu und trocknen den Nektar, indem sie diesem Wasser entziehen. Damit konservieren und schützen sie ihre Vorräte. Die deutsche Honigordnung ist strenger als die der meisten anderen Länder: Honig, der verkauft wird, muss reif sein und damit unter 20 Prozent Wassergehalt haben. Der Deutsche Imkerbund geht hier noch weiter und schreibt einen Wassergehalt unter 18 Prozent vor. Danach richten wir uns auch.
Honigwissen 1: die Schleuderreife
So beobachten wir also ganz genau, wann und ob der Honig schleuderreif ist. Das erste Indiz ist die Verdeckelung der Waben. Sobald der Honig reif ist, versiegeln die Bienen diesen mit einer dünnen Wachsschicht. Wenn die Wabe zu mindestens zwei Dritteln verdeckelt ist, dann ist er meist so weit.
Doch Natur wäre nicht Natur, wenn es hier nicht auch Ausnahmen gäbe: Manche Nektare sind auch schon reif, wenn einen der Honig in der Wabe noch glänzend anstrahlt. Aus diesem Grund testen wir regelmäßig auch den Wassergehalt – mit einem Refraktometer. Das ist so ein Gerät, das auch die Winzer nutzen, um den Reifegrad der Trauben zu analysieren. Und wir führen eine Spritzprobe durch. Dazu halten wir die Wabe waagrecht und führen einen kurzen, heftigen Stoß aus. Spritzt der Honig heraus, ist er noch nicht reif. Und verbleibt damit im Stock, damit ihn die Bienen weiter trocknen können. Je nach Wetter und Trachtlage dauert dies jetzt nur noch wenige Tage. Und der Honig ist bereit zum Schleudern.
Honigwissen 2: die Bienenflucht
Jetzt legen wir am Abend eine sogenannte Bienenflucht zwischen den Brut- und den Honigraum. Die Bienenflucht lässt die Honigsammelbienen in den Brutraum zu ihrem Volk krabbeln, doch nicht mehr zurück. Wie das genau funktioniert, könnt ihr unten im Video sehen. Das Ergebnis: Am Morgen darauf ist der Honigraum nahezu bienenfrei und der Stress für das Bienenvolk ist stark reduziert, wenn die Honigwaben entnommen werden.
Am Schleudertag stehen wir zeitig auf, so zeitig, dass die Bienen noch nicht fliegen und damit keinen neuen, „nassen“ Honig eintragen. Wir holen die schleuderreifen Waben aus den Honigräumen, kehren die letzten Bienchen sorgfältig ab und dann geht es in den Honigraum. Mit Kopfbedeckung und Schürze. Wir verarbeiten ein Lebensmittel und achten somit auf Hygiene und maximale Sauberkeit. Alle Beteiligten tragen eine Kopfbedeckung. Nur Holger darf als Glatzenträger einen „Befreiungsantrag“ stellen, der allerdings auch nur genehmigt wird, wenn er seine Glatze frisch poliert hat 😊.
Der erste Schritt im Schleuderraum ist die Entdeckelung der Waben. Die Wachsschicht, die die Bienen auf den Honig aufgebracht haben, zupfen wir mit einer Entdeckelungsgabel (eine spezielle Gabel für Imker, die wie ein Kamm aussieht)ab. Nein, das Wachs kommt nicht in den Müll. Das sammeln wir, um es zum Beispiel zu neuen Mittelwänden oder zu Kerzen bzw. Wachstüchern zu verarbeiten. Ist der Honig „freigelegt“ kommen die Waben in die Schleuder. Diese gibt es in unterschiedlichen Größen. Wir haben uns für unsere kleine Bioland-Imkerei mit aktuell vier Wirtschaftsvölkern für eine manuelle Schleuder entschieden, in die vier Waben passen. Die Schleuder hat unten eine Öffnung, aus der der Honig herausfließt. Honig schleudern, ein immer wieder magischer Moment: Du schleuderst kurz an, wendest die Waben, schleuderst weiter. Und dann siehst du plötzlich das flüssige Gold herausfließen.
Honig schleudern: Das flüssige Gold
Jetzt erreichen wir die nächste Qualitätsstufe: Das flüssige Gold fließt nicht direkt in einen Eimer, sondern durch ein sogenanntes Doppelsieb. Der obere Teil ist etwas grobmaschiger, der untere etwas feiner. Beide fangen etwaige Wachsrückstände auf und klären den Honig. Ist der 12 bis 15 Kilogramm-Eimer gefüllt, lassen wir den Honig noch durch ein Feinsieb laufen, um die Reinheit des Honigs nochmals zu steigern. Je nach Anzahl der Waben dauert das den ganzen Vormittag (der Nachmittag ist allerdings mit Putzen der Siebe und der Schleuder auch schon vorprogrammiert). Doch diese süße Mühe ist es wert: Die Bienen haben für uns ihren Honig gesammelt. Und wir konnten diesen für alle Honigliebhaber abfüllen. Wobei, das sei noch angemerkt, wir nicht zu den Imkern gehören, die den Bienen alle Honigwaben nehmen. Wir lassen stets auch einige Waben im Volk.
Ist der Honig geschleudert, kommt er noch nicht gleich ins Glas. Nach dem Abfüllen lassen wir ihn erstmal stehen und schöpfen nach ein bis zwei Wochen den Schaum ab, der sich oben absetzt. Der Schaum ist zwar völlig unproblematisch und schmeckt wie der Honig selbst. Doch die Kunden können ihn nicht einschätzen, wenn er sich im Glas absetzt. So „fangen“ wir den Schaum für uns selbst ein. Und genießen ihn auf der nächsten Schreibe Brot.
Sobald der Honig dann perlmuttartige Fäden aufweist, wissen wir, dass der Kristallisationsprozess beginnt. Er ist rührbereit: Wir rühren mit einem speziellen Rührstab, ein paar Minuten morgens, ein paar Minuten abends. So vor- wie umsichtig. Etwa eine Woche lang. Mit dem Rühren werden die Kristalle zerkleinert und der Honig verändert danach sein Aussehen und seine Konsistenz im Glas nur wenig. Aber verhindert das Rühren, dass der Honig im Glas hart wie Zement wird. Das Ziel, so hat man es uns in der Imkerschule beigebracht, ist „feinsteifer“ Honig im Glas. Also ein Honig, der sich gut verstreichen lässt und doch nicht vom Brot fließt.
Im Falle unserer Frühjahrstracht ist uns dies gut gelungen. Ihr könnt euch selbst überzeugen: Wir haben ihn im 410g- und im 125g-Glas. Und freuen uns, wenn er euch Genuss bringt.
Herzlichst,
Eure Müllersleut
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