Mühlen-Blog
Aktuelles, Informatives & GeschichtenAlles Bioland oder was?
Unsere Bio-Gemüselandwirtschaft feiert in diesem Frühjahr ihren ersten Geburtstag: Im Mai 2019 konnten wir die ersten Bio-Gemüsekisten an 25 Gemüsefreunde ausgeben. Das heißt, auch unsere Eintragung als Bioland-Betrieb jährt sich nun. Gleich zum Start, im Februar 2019, haben wir uns zertifizieren lassen. Aus Überzeugung. Denn das Bioland Siegel gehört zu den vertrauenswürdigsten und ältesten Bio-Siegeln. Was uns genau dazu bewogen hat, erläutert der Initiator, unser Müller Holger Ahlborn:
Wieso habt ihr das Bioland-Siegel ausgewählt?
Bioland-Betriebe wirtschaften weit über den gesetzlichen Mindeststandard für Bio-Lebensmittel hinaus. Unser Ziel ist es, gesundes Bio-Gemüse anzubauen und zu ernten. Da ist eine Zertifizierung durch Bioland nicht nur nach außen wichtig. Sondern auch deswegen hilfreich, weil uns ein Bioland-Experte für alle Fragen und Problemstellungen zur Seite steht. Sei es eine Erdraupe, die unser Gemüse besonders lecker findet, oder Blattläuse, die sich am Salat im Gewächshaus gütlich tun – gemeinsam mit unserem Bioland-Berater Michael Stumpenhausen sprechen wir ab, welche Maßnahmen wir ergreifen können, um unser Bio-Gemüse bestmöglich zu schützen und aufzuziehen.
Was heißt das „weit über den gesetzlichen Mindeststandard hinaus“?
Es gibt zwei Bio-Siegel, die bei Einhaltung der gesetzlichen Mindeststandards vergeben werden, das EU-Bio-Label und das Deutsche staatliche Bio-Siegel. Beide Siegel landen allerdings in der Bewertung durch NGOs (Nicht-Regierungsorganisationen) ganz hinten im Ranking der Bio-Siegel. Die Mindeststandards beider Siegel beruhen auf der EG-Öko-Verordnung: Verzicht auf chemisch-synthetische Pflanzenschutz- und Düngemittel, Verbot von Gentechnik sowie die Beschränkung auf 53 aus konventioneller Produktion zugelassene Zusatzstoffe. Um nach der EU-Definition Bio zu sein, muss das Produkt zu 95 Prozent Bio sein, nicht zu hundert. Weitere Regelungen betreffen die Tierhaltung und sind damit im Moment für uns nicht relevant. Die Bioland-Regeln jedoch sind in vielen Dingen strenger, sei es in Bezug auf das verwendete Saatgut oder die Förderung der Bodenfruchtbarkeit und der biologischen Vielfalt. Und auch die Haltung gegenüber unseren natürlichen Ressourcen und hochwertigen Lebensmitteln fehlt uns in den gesetzlichen Mindeststandards.
Gilt das nur für das Gemüse oder auch für den Honig?
Unsere Imkerei ist ebenfalls Bioland-zertifiziert. Damit erfüllen wir auch hier die Auflagen: Die Mittelwände unserer Bienenstöcke stammen von Bioland-zertifizierten Betrieben. Zudem verwenden wir reines Holz als Material und kein Pressholz, das Kleber oder andere Zusatzstoffe enthält. Die Bienenhaltung und -pflege ist genau reglementiert, sodass die Bienen so naturnah wie möglich leben können. Und damit der Honig eine entsprechende Qualität aufweist.
Was für Vorteile habt ihr als Betrieb von der Zertifizierung?
Wir kommen in den Genuss einer umfassenden Begleitung und Beratung durch den Verband. Erst am Montag war Michael Stumpenhausen, unser Bioland-Berater wieder auf dem Hof. Wir können alle Fragen stellen, die wir haben. Und es sammeln sich immer viele Fragen bei unserem Gärtnerinnen-Team an. Michael schaut sich alles intensiv an und gibt wertvolle Hinweise. Von alleine würden wir da nicht drauf kommen. Es macht uns schon stolz, dass er wiederum beeindruckt ist, was bei uns in so kurzer Zeit alles aufgebaut wurde und wird. Natürlich wacht unter anderem er dabei auch über die Einhaltung der Bioland-Richtlinien.
Ist die Herstellung, wenn ihr alle Richtlinien penibel beachtet, nicht wahnsinnig teuer?
Bio lohnt sich immer, weil Bio natürlich, lebensspendend und gesund ist und unseren Planeten schützt. Bio ist für mich super billig, wenn man die Folgekosten der konventionellen Lebensmittel einrechnet: Reinigung des Trinkwassers, immer neue Düngemittel für den durch Monokultur ausgelaugten Boden, die Transportkosten, die industrielle Verarbeitung und vieles mehr. Das alles fällt bei Bio-Gemüse weg. Und unsere Gemüsekisten-Genießer wissen, dass unsere Mühlen-Produkte einen ähnlichen Preis wie Gemüse aus dem Bioladen haben. Wir agieren hier völlig transparent und dokumentieren dies Woche für Woche.
Was bedeutet es für euch, als Bioland-Betrieb anerkannt zu sein? War das schwierig?
Da wir um die Unterschiede von konventionell hergestellten und biologisch angebauten Lebensmitteln wissen, freuen wir uns, dass wir gesundes, leckeres Gemüse, Kräuter, Beeren und Obst anbieten können. Und das nach Richtlinien, die für alle nachvollziehbar und glaubwürdig sind. Da wir von vornherein so gestartet sind und unsere Gärtnerin Ute-Maria Schröder-Stanszik viel Erfahrung in der Bio-Landwirtschaft mitgebracht hat, war dies nicht wirklich schwierig. Im gesamten Zertifizierungsprozess ist uns Bioland immer beratend zur Seite gestanden.
Hinzu kommt, unsere Bio-Gemüselandwirtschaft als solidarische Landwirtschaft konzipiert ist. Unser Ziel ist, dass der Hof einen Kreis von Mitgliedern ernährt und sich alle die damit verbundene Verantwortung teilen, das bedeutet im Idealfall die Ernte, das Risiko, die Kosten. Damit versuchen wir abseits von Weltmarktpreisen und Subventionen ein enkeltaugliches Landwirtschaftsmodell zu errichten, das sowohl Umweltbelange als auch die Existenz der dort arbeitenden Menschen berücksichtigt. Es muss also heißen: Regional, saisonal, biologisch und solidarisch.
Wenn ihr zum Thema noch Fragen habt, die wir nicht beantwortet haben, schreibt uns gerne. Und was es mit der solidarischen Landwirtschaft im Einzelnen auf sich hat, welche Modelle es in Deutschland und weltweit gibt, erzählen wir euch demnächst in einem anderen Beitrag.
Bis dahin bleibt gesund!
Eure Müllersleut
Rezepte gesucht
Kennst du ein fantastisches Rezept mit regionalem Gemüse? Etwas Leckeres, das du gerne mit uns teilen möchtest? Dann her damit. Schreib uns oder mach ein Foto von dem Rezept und sende es uns per Mail oder WhatsApp.
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Wir arbeiten ständig an unserem Angebot – hier auf dem Blog und besonders im Bio-Gemüse-garten und im Bienenhaus. Für konstruktive Anregungen sind wir immer offen.
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