Mühlen-Blog

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Permakultur: Sorge für die Erde

Gemüsegarten

Letzten Freitag haben wir 24 Mitglieder vom Permakulturverein um 18 Uhr in der Oberen Mühle Wertach begrüßt. Holger und Susi führten unsere Gäste durch den Mühlengarten. Im Anschluss gab Holger noch einen kurzen Überblick über Geschichte und Technik des Mühlrads. Wir ließen den Abend gemütlich bei frischgebackener Mühlen-Gemüsequiche aus dem Holzbackofen – von Maria zubereitet und von allen sehr gelobt – und erfrischenden Getränken ausklingen.

Die Resonanz auf unser Tun war von allen Teilnehmern mehr als positiv. So tauschte man sich über die Erfahrungen mit der Permakultur aus und erfuhr von unserer Gärtnerin Susi, welche Prinzipien der Permakultur wir hier auf der Oberen Mühle umsetzen. Genau das hat Susi nun auch für euch zusammengefasst.

Laufenten lieben Nacktschnecken

Was ist Permakultur überhaupt?

In den 60er Jahren übernahm der Österreicher Sepp Holzer den elterlichen Krameter Hof und entwickelte in den folgenden Jahren aus Anschauung und Erfahrung eine ganz eigene Bewirtschaftungsform. Er machte aus dem kargen Bergbauernhof ein ertragreiches Naturparadies mit vielfältigen Wildniskulturen. Dass er einige grundlegende Prinzipien mit der australischen Permakultur-Idee teilte, erfuhr er erst später, als Studenten aus Wien und Experten der Permakultur Austria auf seinen Hof kamen, um seine Anbaumethoden zu studieren.

Bill Mollison und David Holmgren stellten im Australien der 70er fest, dass die industrielle Landwirtschaft mit Hilfe von Pestiziden und hohen Düngergaben zwar eine enorme Ertragssteigerung bewirkte, Böden und Grundwasser aber zunehmend verschmutzt wurden. Die Belastungen der Natur hatten zur Folge, dass die Artenvielfalt immer dramatischer zurückging. Dagegen wollten sie angehen.

Gestaltungsprinzipien und Ethik

Die (australische) Permakultur baut auf mehrere Gestaltungsprinzipien und drei wichtige ethische Grundwerte auf:

  1. “Earth care“: Sorge für die Erde
    Die Erde ist Grundlage allen Lebens. Damit wir uns um die Erde richtig kümmern können, ist es wichtig, dass wir uns nicht separat von der Erde betrachten, sondern als Teil von ihr.
  2. “People care“: Sorge für den Menschen
    Wir sind nur so stark wie das schwächste Glied in der Gruppe, oder auch: Wir sitzen alle in einem Boot. Nur wenn wir uns umeinander kümmern und nicht nur auf uns selbst schauen, können wir eine gesunde Gemeinschaft bilden.
  3. “Fair share“: Konsum begrenzen und Überschuss verteilen
    Ressourcen sind begrenzt. Damit die Bedürfnisse von allen befriedigt werden, ist es wichtig, Vorhandenes aufzuteilen. Jeder nimmt nur so viel, wie er braucht. So werden Ungerechtigkeiten abgebaut und die Erde und andere Lebewesen nicht ausgebeutet.

Bei Sepp Holzer kamen nun ein paar Aspekte hinzu, u.a.:

  • den Wasserhaushalt in Ordnung bringen
  • unproduktive Flächen in Extremlagen fruchtbar machen
  • eine natürliche, verantwortungsvolle und symbiotische Landbewirtschaftung und Tierhaltung
  • vergangene Fehler erkennen und wieder gut machen

und er entwickelte seinen Ansatz weiter zur Holzer’schen Agro-Ökologie.

Diese Grundsätze entsprechen unserer Haltung und dem, was wir mit unserer solidarischen Landwirtschaft erreichen wollen. Auch wenn wir nicht alle Prinzipien voll umsetzen, haben wir einige der Maßnahmen im Garten der Oberen Mühle übernommen.

1) Von der Natur abgeschaut: das Mulchen

Mit einer dicken Mulchschicht verdunstet viel weniger Wasser aus den Gemüsebeeten, was sie resillienter gegenüber Trockenperioden macht. Die Bodenlebewesen können ihre Funktion als fleißige Gartenhelferlein voll ausleben, da sie den Mulch in wertvolle Pflanzennahrung umwandeln. Wir mulchen unsere Beete und die Wege regelmäßig mit dem Grüngut von der Rasenmahd. 

2) Gründüngung

Eine Gründüngung wirkt dem häufig auftretenden Humusverlust im Nutzgarten auf natürliche Weise entgegen. Mit der Gründüngung lassen sich gleich mehrere bewährte Praktiken des naturnahen Gärtnerns miteinander kombinieren. Denn sie dient als lebendige Mulchschicht ebenso wie als Erosionsschutz, Schattenspender und Flächenkompost. Sie schützt also vor Austrocknung und Erosion und lockert den Boden bis in tiefere Schichten durch viele vertikale Wurzelröhren. Sie reichert karge Böden mit viel Biomasse an, die später als Humus zur Verfügung steht. Sie steigert Bodenfruchtbarkeit (unter anderem durch Bindung von Stickstoff aus der Luft) und unterstützt nützliche Bodenlebewesen und Bestäuber. Sie wirkt als natürliche Abwehr gegen Schädlinge und unterdrückt das Wachstum unwillkommener Beikräuter.

3) Jedes Element hat mehrere Aufgaben

Nicht alle Pflanzen muss man selbst anziehen. So genießen wir jedes Jahr wieder die wundervolle Blütenpracht der Ringelblumen, der Kapuzinerkresse oder auch der Gewürztagetes. Hier schlagen wir gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe: Die Gewürztagetes wie auch die Ringelblume helfen uns, den Boden vor Fadenwürmern zu schützen. Tagetes haben wir auch gezielt vor den Folientunneln gepflanzt, damit sie Insekten hinein locken, die auch hier die Blüten der Tomaten bestäuben. Zudem sind es wertvolle Heilpflanzen, deren Wirkung wir für unsere Gesundheit nutzen können.

4) Kreisläufe schaffen

Vor allem wenn wir junge Salate gepflanzt haben, laufen diese Gefahr, von den Schnecken vernichtet zu werden. Doch zum Glück haben wir unsere Laufenten. Ihr Lieblingsgericht sind die Nacktschnecken – und diese am besten in großen Mengen. Auch Schneckeneier, die im Herbst in der Erde zu finden sind, schmecken ihnen hervorragend, quasi wie Kaviar. So reduzieren sie auch die Schnecken des Folgejahres erheblich.

5) Mischkultur in der Permakultur

In der Permakultur werden Pflanzen bunt gemischt in einem Beet angebaut. Im Garten der Oberen Mühle Wertach können wir das nicht überall praktizieren. Um effektiv zu arbeiten und die regelmäßige Versorgung unserer SoLaWi-Mitglieder zu gewährleisten, setzen wir primär auf die Prinzipien des Market Gardening. Trotzdem versuchen wir, die positiven Aspekte der Permakultur zu integrieren. So bauen wir im Wechsel ein Beet mit Karotten und daneben ein Beet mit Zwiebeln an, da sich die beiden Gemüsearten gegenseitig vor der jeweiligen Schadfliege, der Möhren- und der Zwiebelfliege, schützen.

6) Dünger für Tomaten und Gurken

Ganz wunderbare Helfer zur Kräftigung unserer Tomaten und Gurken sind Brennnessel und Beinwell. Als Mulch verbessern sie die Bodenqualität und sie sind auch hervorragend zur Herstellung einer Pflanzen-Jauche geeignet. So lassen wir auch diesen Beikräutern ihren Raum. Und versorgen Tomaten und Gurken regelmäßig mit ihren wertvollen Nährstoffen.

7) Steinmauern speichern Wärme und bieten Schutz vor Wind und Schneewehen

Gerade auf 920 Höhenmetern helfen Steine – vor allem dunkle – Wärme zu speichern. Steinbiotope können empfindlicheren Gemüsepflanzen und Kräutern einen geschützten Raum bieten, weil sie „Sonnenfallen“ bilden. Zwischen den Steinen leben aber nicht nur die Wurzeln der Pflanzen. Auch Insekten wie Laufkäfer sowie Kröten, Eidechsen und Schlangen fühlen sich in einer von der Sonne geheizten Wohnung wohl. Als fleißige Helfer tragen sie zur Eindämmung unerwünschter Gartenmitbewohner bei.

Ein bisschen Permakultur kann übrigens jeder in seinen Garten bringen. Das „Nachhaltige Allgäu“ hat ein Rezept für die Erde, mit dem ihr für ein wenig mehr Bodengesundheit sorgen könnt. Mehr dazu erfahrt ihr in diesem Film:

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oder ihr probiert es gleich selbst aus. Den Effekt werdet ihr schon bald sehen.

Herzlichst,

eure Müllersleut

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