Mühlen-Blog

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Gestatten, ich bin s’OMle

Obere Mühle Wertach

Welch große Freude! Endlich durfte auch ich wieder raus ins Mühlengelände. Ich dachte schon, die hätten mich vergessen. Im Winter steh ich nämlich immer im Stall. Die Menschen nennen den Stall „Werkstatt“. Aber die Menschen sind ja immer mal komisch. Also jetzt bin ich wieder draußen auf der grünen Wiese – und habe einen wunderbaren Blick: Auf der einen Seite plätschert das Mühlrad. Manchmal nicke ich in diesem beruhigenden Rhythmus mit. Natürlich nur so, dass es keiner merkt. Die Menschen denken ja sonst, ich sei komisch wink. Auf der anderen Seite guck ich aufs Backhäusle. Und dann natürlich in den wunderbaren Garten, in dem gerade das BIO Gemüse anfängt zu wachsen. Ihr merkt, ich kann es nicht besser haben. Dabei wäre ich fast mal weg gewesen. Fast, denn die Menschen der Obere Mühle habe um mich gekämpft. Mit Erfolg. Und dann wurde ich s‘OMle.

Als Faironika war ich, s’OMle, bis in Berlin

Geboren bin ich 2007 als Faironika. Stolz trug ich die Farben der deutschen Nationalflagge Schwarz Rot Gold. Damals hatte ich gaaaaanz viele Cousinen überall in Europa. Zum Beispiel in Österreich, in der Schweiz, in Holland, in Luxemburg, in Frankreich und in Schweden. Mutig wie wir damals waren, sind wir die langen Wege bis in die Hauptstadt gewandert. Ja, ich war von Wertach aus bis in Berlin! Schon damals zeichnete sich nämlich ab, dass für die wertvolle und für uns alle so wichtige Milch immer weniger Geld gezahlt wird. Zusammen mit meinen Cousinen setzte ich mich also dafür ein, dass einen fairen Preis für Milch gibt. Wir protestieren laut muhend und blökten manchmal auch. Denn schon in jungen Jahren war mir klar, dass unsere Hauptstadtpolitiker nicht selten ein bisschen schwerhörig sind und, weil sie ja in Berlin und nicht im Oberallgäu sitzen, einen Stups brauchen.

In Wertach ermahnte ich vom Rathaus aus

In Wertach stand ich damals hinter dem Rathaus bei der Sennerei. So bis 2011 ermahnte ich von dieser Stelle aus, dass wir Wertacher Milchkühe und die Wertacher Milchbauern für ihre harte Arbeit und die wertvolle Milchprodukte faire Milchpreise brauchen, um leben und weiterhin unsere wunderschöne Oberallgäuer Kulturlandschaft pflegen zu können.

Die Zeit zog ins Land. Leider haben sich die Milchpreise nicht wesentlich verbessert. So geriet auch ich mehr und mehr in Vergessenheit. Mal stand ich in einem Untermärdlar Stall, mal in einem bei den Obermärdlarn. Schließlich gaben mir liebe Wertacher Milchbauern ein warmes, sicheres Plätzle im alten Kuhstall der Oberen Mühle. Ein bisschen langweilig war es schon. Aber ich fühlte mich wohl. Und dann zogen in das verlassene Haus plötzlich neue Menschen ein. Sie redeten auch gleich mit mir. Und fanden mich ganz toll. Das fand ich natürlich auch ganz toll.

s’OMle darf in den Ruhestand

Das Tollste war, dass sie sich um meine kleine Wunden und Brüche kümmerten, die ich mir im Zuge meines Kampfes für gerechte Milchpreise zuzog. Die neuen Mühlenmenschen pflegten und hegten mich mit viel Epoxidharz und Farbe. Ich merkte, dass für mich eine neue Zeit anbrach. Dass ich nicht mehr kämpfen muss, sondern meinen Ruhestand auf der grünen Wiese und im Stall, äh Werkstatt, der Oberen Mühle verbringen darf. Also bat ich ganz lieb um eine Schelle und um eine neue braune Fellfarbe. Weil ich ja zur Familie des Allgäuer Braunviehs gehöre. Damit hängte ich nicht nur meine Kampfeslust an den Nagel, sondern auch meinen Namen. Aus Faironika wurde s’OMle. Und jetzt will ich nichts anderes als mit den neuen Mühlenbewohnern glücklich und zufrieden bis ans Ende meiner Tage in der Oberen Mühle wohnen bleiben.

Ein Schreck mit gutem Ende!

Einen kleinen Schreck gab es zwischendrin allerdings doch noch: Einige Wertacher Kühe wurden auf mich aufmerksam und baten bei den neuen Mühlenmenschen um eine Ablöse für mich. Dazu hatten sie mich vorher heimlich vom Hof geholt. Ui, war ich aufgeregt. Doch ich konnte es schon verstehen. Denn jede Milchkuh, so auch ich, wurde ja irgendwann einmal von Milchbauern gekauft. Und ich konnte all die Jahre nur als Faironika leben, weil sich viele andere Kühe und Milchbauern an meinem Unterhalt beteiligten. Der Vorschlag war, dass die Ablöse für einen guten Zweck verwendet wird: für den Bau eines tollen, neuen Klettergerüsts im Wertacher Kindergarten St. Ulrich. Weil ich selbst Jahre lang für Fairness und Gerechtigkeit gekämpft hatte, war ich dann mit dem Betrag von 700 Euro einverstanden und meine neuen Menschen auch. Damit dufte ich als s’OMle zurück in die Obere Mühle und alle freuten sich ganz arg, dass sie den Kindern eine Freude machen konnten.

Aber jetzt, ihr lieben Wertacher und Seelenverwandten. Jetzt bleib ich hier. Ich geh echt maximal noch vom Stall, also der Werkstatt, zu meinem Sommerplätzle. Und dabei lass ich mir liebend gerne von Tobi helfen. Es ist sooo schön, liebevoll behandelt zu werden und sich rundum wohlfühlen zu dürfen! Genau das wollen die Menschen hier. Die sind nämlich nur ganz manchmal komisch. Doch dafür können sie ja nichts. Sind halt nur Menschen… Kommt mich gerne mal besuchen!

Herzlichst,

s’OMle

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