Mühlen-Blog
Aktuelles, Informatives & GeschichtenUnsere Praktikumszeit und die Obere Mühle!
Es hat eine Weile gedauert, ein paar Worte über unsere Praktikumszeit in der Oberen Mühle zu verfassen. Jetzt ist es endlich soweit.
Wir sind beide Freiberufler und arbeiten meistens indirekt im Auftrag großer Konzerne. In unseren Jobs wenden wir häufig sehr viel Zeit und Energie für Firmen und deren Produkte auf, die nicht unseren Werten von sozialer Gerechtigkeit und Umweltfreundlichkeit entsprechen und im Kontrast zu dem stehen, wohin sich die Welt unserer Meinung nach entwickeln sollte. Das ist uns beiden klar und auch der Grund, warum wir keine Erfüllung in unseren Jobs empfinden. Wir haben bisher nicht so viel dagegen unternommen – vielleicht, weil uns die Arbeit an und für sich Spaß macht und weil wir auch hier mit tollen Menschen arbeiten, die zum Teil mittlerweile zu Freunden geworden sind. Nichtsdestotrotz bleibt uns der Sinn und Zweck unseres Schaffens fremd.
Corona hat unsere Branche und unsere Jobs zum Erliegen gebracht. Wir haben den Lockdown zusammen in unserer kleinen Oase im Frankfurter Stadtwald verbracht. Meistens im Garten zwischen Katzen, Bienen, Vögeln und Eichhörnchen. Trotz aller Schwierigkeiten, die dieses seltsame Jahr mit sich gebracht hat, haben wir auch Zeit geschenkt bekommen. Zeit, um nachzudenken, Zeit um zu leben. Wann hatten wir das letzte Mal die Chance, den Frühling voll und ganz erleben zu dürfen. Tag für Tag, morgens bis abends. Ohne Flugzeuge, ohne Straßenlärm, ohne Bildschirme. Natürlich hatte nicht jeder diese Möglichkeit und konnte wie wir dieses Privileg nutzen, dessen sind wir uns sehr bewusst. Die Zeit hat uns dieses Glück spüren lassen und was uns wichtig ist, was wir brauchen und was nicht und was uns wirklich glücklich macht.
Wir müssen solidarischer agieren
Das Virus hat uns einmal mehr vor Augen geführt, wie fragil unser System ist. Und wie sehr unser gesamtes Wirtschaftssystem und damit auch unsere Position in der Gesellschaft und die Privilegien, die wir genießen, auf einem System von Ausbeutung und Ungerechtigkeit basieren. Und dass wir viel solidarischer agieren müssen.
Als die Grenzen zugemacht wurden und keine Osteuropäischen Arbeiter mehr einreisen durften, war der erste Impuls, uns als Erntehelfer zu bewerben. Wir hatten ja jetzt Zeit und die wollten wir sinnvoll nutzen. Durch die Recherche nach einem passenden Betrieb stießen wir ganz zufällig auf die Praktikanten-Ausschreibung der Oberen Mühle. Wir konnten unseren Augen nicht trauen, was dort geschrieben stand. Als hätte die Anzeige jemand nur für uns geschrieben. Wir haben keine Sekunde gezögert und uns umgehend beworben. Gleich am nächsten Tag bekamen wir Antwort von Holger, ein paar Telefonate und bereits eine Woche später zogen wir in die Ferienwohnung von Uschi und Holger ein. Die Praktikumszeit begann…
Praktikantenzeit – ein Gefühl von zu Hause
Uschi und Holger haben uns gleich sehr herzlich empfangen. Es war so schön, wie schnell und ehrlich wir in ihr Leben aufgenommen wurden. Wir haben uns sofort zu Hause gefühlt. Jeden Tag denken wir an die Zeit, die wir dort verbracht haben. Alle zwei Wochen sind wir am Wochenende zurück nach Frankfurt gefahren, um nach unserem Garten und den Kätzchen zu sehen. Und immer war es eine Reise von zu Hause nach Hause.
Von Anfang an haben wir unsere Hände und Füße reichlich in die Erde gesteckt. Unsere Aufgaben waren vielfältig und sehr abwechslungsreich. Weil die Solawi noch jung ist, gab es noch viele Beete anzulegen und die landwirtschaftlich genutzte Fläche hat sich während der zwei Monate gefühlt verdoppelt.
Wir haben so viel gelernt…
Nämlich, wie aus einem Erdloch mit vielen Steinen ein Beet entsteht, wie man Samen richtig einsät und wachsen lässt, bis die kleinen Pflänzchen groß und stark genug sind, um in die Beete eingepflanzt zu werden. Wir haben erlebt, wie es ist mit der Natur zu arbeiten, was es bedeutet sich um die Pflanzen zu kümmern und wie wir sie beim gesunden Wachsen unterstützen können, bis sie reif sind und geerntet werden können. Und uns um das Gewächshaus, später das Gurkenhaus und das Tomatenhaus gekümmert. Die Tomatenpflanzen, die die Finger beim Ausgeizen so herrlich grün färben, in ihrem Wachstumsprozess begleitet. In dieser Praktikumszeit haben wir gegossen, gemulcht, gejätet und gepflanzt. Auch die Pilzzucht haben wir orbereitet, Greifvögel-Ansitzstangen und Nistkästen aufgestellt sowie das Gelände neu vermessen, kartographiert und dokumentiert, sodass jetzt jedes Beet einen Namen trägt. Unseren kleinen Beitrag zum Backhäusle haben wir auch geleistet.
Wir haben teilweise allein oder zu zweit gearbeitet, teilweise zusammen mit den tollen Gemüsefreunden der Solawi, aber vor allem mit den beiden wunderbaren Gärtnerinnen Ute-Maria und Hilde, die uns alles beigebracht, uns zugehört und vertraut haben.
Am Anfang waren wir begeistert von der neuen Arbeit, zu sehen, was es wirklich bedeutet biologisch zu landwirtschaften und bei Regen, Schnee, Wind, Hagel und Sonne, draußen in und mit der Natur zu arbeiten. Aber mit der Zeit sind uns dort die Menschen immer mehr und mehr ans Herz gewachsen. Es gab viele glückliche, aber auch ein paar traurige Momente, es gab Freude und Ärger, wir haben viel gelacht und am Ende auch geweint.
Wunderbare Momente
Wenn wir jetzt an die Obere Mühle denken, dann denken wir nicht an die Schönheit des Allgäus, auch nicht an die Erstellung des Milou-Beets, welches uns so große Freude gemacht hat, und auch nicht an die vielen tollen Plätze auf dem Gelände der Oberen Mühle, an denen wir unsere Feierabende mit wunderbaren Sonnenuntergängen verbracht haben.
Wenn wir jetzt an die Obere Mühle und unsere Praktikumszeit denken, dann denken wir an euch alle, Uschi, Holger, Ute-Maria, Hilde, Annette, Bettina, Nils, Tobi, Paul, Fini, Tobi, Regina, Helma, Jörg, Daniel, Anke, Michelle und die Kinder, die unseren Weg gekreuzt haben.
Wir denken an all die wunderbaren Momente, die wir mit euch hatten und an die Freundschaften, die in so kurzer Zeit entstanden sind. Ihr alle habt unser Leben nachhaltig zum Positiven beeinflusst und uns sehr glücklich gemacht. Und dafür möchten wir euch von Herzen danken.
Ihr habt unsere Liebe, du auch Franzi!
Miri & Lou
Wir danken euch!
Und wir, ihr beiden Lieben, danken euch von Herzen: für eure Herzlichkeit, eure Freundschaft, eure Unterstützung, eure Impulse, euren Tiefgang und dafür, dass ihr den Weg zu uns und in die Obere Mühle gefunden habt.
Uschi & Holger & das Gemüseteam
Rezepte gesucht
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